Photo von Oven

Eine Retrospektive Zwischenahns in Text & Bildern – 
Photo von Oven

In diesem Jahr feiert die Gemeinde Bad Zwischenahn ihr 900-jähriges Jubiläum und wir freuen uns auf das abwechslungsreiche Veranstaltungsprogramm rund um das Zwischenahner Meer, an dem sich viele Akteure beteiligen. Selbstverständlich ist auch das Gemeindearchiv mit einem Beitrag dabei. Monatlich werden fotografische Schlaglichter auf Zwischenahns Historie geworfen, mit einer breiten Palette an Themen, die die Gemeinde ausmachen oder in der Geschichte bewegt haben und die vielfach bis heute nachwirken.


Da trifft es sich hervorragend, dass das Gemeindearchiv kürzlich einen umfangreichen digitalen Bildbestand übernehmen konnte, den Hans Herzog, Fotograf und langjähriger Inhaber des Geschäfts „Photo von Oven“ zur Verfügung gestellt hat. In den letzten Jahren hat der heute 83-Jährige die Erzeugnisse jahrzehntelanger Fotografentätigkeit umfassend digitalisiert. Nicht nur seine eigenen Fotografien sind in dem entstandenen Bestand erfasst, aufgearbeitet sind auch die Aufnahmen seiner Mutter Helene von Oven. Dieses und weiteres Material aus dem Bildbestand des Gemeindearchivs bildet den Fundus, aus dem für die Jubiläumsreihe geschöpft werden kann. Auch deshalb, aber nicht nur, gebührt dem Traditionsgeschäft der erste Beitrag der Reihe „Foto des Monats“.

Denn neben der Gemeinde Bad Zwischenahn feiert auch Foto von Oven in diesem Jahr ein besonderes Jubiläum: Vor 100 Jahren, 1924, übernahm die damals

25-jährige Helene von Oven (1899-1993) ein kleines Geschäft in der Schulstraße. Zunächst unter der Firmierung „Atelier für moderne Photographie Helene von Oven“ entwickelte es sich beständig weiter und wurde in Bad Zwischenahn und darüber hinaus zur Institution. Bis 2003 befand sich die Firma im Familienbesitz der Familie von Oven/Herzog, wird aber bis heute unter dem Namen „Photo von Oven“ weitergeführt und ist nach wie vor fester Bestandteil der Bad Zwischenahner Geschäftswelt.

 

Mit der Firmengründung bewies Helene von Oven Weitblick und Mut. Nicht nur, dass sie als Frau in der damaligen Zeit den Schritt in die Selbstständigkeit wagte, die wirtschaftliche Ausgangslage war zu Zeiten von Inflation und Ersatzwährung auch denkbar ungünstig. Auf der anderen Seite war Fotografie durch technische Weiterentwicklungen, z.B. die Ablösung der Fotoplatte durch den Rollfilm, auch für Privatleute einfacher, handlicher und damit interessanter geworden. So zahlte es sich aus, dem Fotostudio eine Fachhandlung für Fotobedarf anzuschließen.

  • Helene von Oven kam auf Vermittlung ihres Lehrherrn, Innungsmeister Carl Wöltje (Oldenburg), am 1. April 1924 nach Bad Zwischenahn, um das Fotoatelier des verstorbenen Fotografen Saal in der Nähe des Bahnhofs zu übernehmen. Bald war die Auftragslage so gut, dass die anfallende Arbeit nicht mehr alleine bewerkstelligt werden konnte. Helene von Oven legte, als erste Frau vor der Handwerkskammer Oldenburg, die Meisterprüfung ab, und konnte fortan Lehrlinge einstellen und ausbilden. Bei ihrem ersten Lehrling handelte es sich um ihre Schwester, Mathilde von Oven, die anschießend bis 1969 der Firma treu blieb.


    Auftragsarbeiten für die Schweinezuchtgenossenschaft brachten sie mit ihrem späteren Ehemann Hans Herzog (1898-1953) zusammen, Diplom-Landwirt und damals Geschäftsführer der Genossenschaft. Sie heirateten im Jahr 1930 und eröffneten ein Jahr später gemeinsam das langjährige Geschäft in der Peterstraße 33. Bis zum Kriegsende wurden die Geschäftsräume bzw. das Haus zweimal erweitert – 1936 und 1942 – ein Zeichen für die positive Entwicklung des Geschäfts auf der einen und die Vergrößerung der Familie um drei Kinder auf der anderen Seite.


    1945 bis kurz nach der Währungsreform 1948 war das Haus durch die Besatzung beschlagnahmt, das Geschäft konnte aber schon nach wenigen Tagen fortgeführt werden. Denn auch bei den ausländischen Soldaten war das Interesse an Erinnerungsfotos groß.


    Die Weiterentwicklung der Farbfotografie führte in der Nachkriegszeit auch bei von Oven zur Verarbeitung von Colorbildern und in der Folge zur Einrichtung entsprechender Laborräume (1954) und der Erweiterung des Ateliers (1964). Auch die Geschäftsräume wurden 1964 noch einmal erweitert, um das umfangreichere Warensortiment aufnehmen zu können. Das Angebot von Kameras, Projektoren und anderen Fotoartikeln wurde erheblich erweitert. Die Geschäftsübergabe an die nächste Generation erfolgte im Jahr 1969. Die Geschäftsführung übernahm nun der Fotografenmeister und Fotokaufmann Hans Herzog, unterstützt von seiner Ehefrau Traute. Das 50-jährige Jubiläum wurde 1974 mit einer Belegschaft von acht Mitarbeitern gefeiert.


    Mit dem Eintritt in den Ruhestand im Jahr 2003 verkaufte das Ehepaar Herzog das Geschäft in der Peterstraße. Der Neubau des Hauses machte 2012 einen Standortwechsel notwendig. Nach Zwischenstationen in die Bahnhofstraße und „In der Horst“ hat es heute seinen Sitz „Am Brink“.

    Bildnachweise

    alle Gebäudefotos: Gemeindearchiv Bad Zwischenahn, Bestand von Oven
    Porträtbilder/Familie und Mitarbeiter in den Geschäftsräumen: Hans Herzog, privat
    Anzeige: Adressbuch der Gemeinde Zwischenahn, Ausgabe 1929/30 (Gemeindearchiv Bad Zwischenahn)


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